Warum gibt es für die Einen, so was wie Burnout und für die anderen nicht.
Den Begriff Burnout gab es bis 1973 gar nicht. Dann wurde er als Oberbegriff für Erschöpfungszustände eingeführt. Lange Zeit war Burnout ein Tabu-Thema. So etwas hatten nur die anderen. Spätestens mit Rangnick, Kerkeling und Miriam Meckel war es plötzlich salonfähig. Plötzlich outeten sich viele. Dankbarst.
Und sofort gab es die Gegenbewegung. Das sind doch alles nur Faule, die nicht arbeiten wollen und sich hinter so einem schwammigen Begriff verstecken. Klar die gibt’s es auch.
Die ICD, die internationale Klassifikation der Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation, bleibt interessanterweise auch hier schwammig und schreibt im Text der Ziffer Z 73.0: Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung. Naja.
Die Folge dieser diffusen Betrachtungen und einer fehlenden anerkannten Lehrmeinung ist grausam. Die jetzt folgende Zahl stammt von den deutschen Versicherern. Über 60 % der Burnout-Erkrankten landen in der Berufsunfähigkeit. Entweder weil sie falsch oder gar nicht behandelt worden. Bravo!
Meine Erfahrung mit meinen (sehr vielen) Burnout-Patienten lautet: Ein Burnout hat zwei Teile.
Den erschöpften Körper, dessen Symptome der Erschöpfung ein körperliches Eigenleben bekommen haben, der den körperlichen Verfall immer mehr beschleunigt. Und die Summe der psychologischen Ursachen, die die körperliche Überforderung hervorgerufen haben und immer wieder erzeugen werden.
Deshalb macht es weder Sinn nur die körperlichen Symptome zu behandeln, noch nur die psychologischen Ursachen zu therapieren. Wenn man nur dem Körper zu regenerieren hilft, werden die psychologischen Ursachen die nächste körperliche Erschöpfung erzeugen. Wenn man nur die psychologischen Ursachen beseitigt, kann es sein, dass der erschöpfte Körper des Patienten sich nicht mehr regeneriert, weil es bereits zu spät ist.
Merke: nur eine duale Behandlung ist angemessen.