Was ist ein Trauma und wie heilt man es?
Der Begriff des Traumas ist mittlerweile zu einem Alltagsbegriff geworden. Fast alle verwenden ihn, doch wenn man präzise nachfragt, ist dieser Ordner im Gedächtnis oft leer.
Von einem Trauma spricht man, wenn ein Mensch bei Wachbewusstsein Schmerzen aushalten muss, die man eigentlich nicht aushalten kann.
Bsp. 1: Mogadischu. Die Entführten im Flugzeug saßen in ihren Sitzen, bekamen nichts zu essen, nichts zu trinken, durften nicht aufs Klo, hatten sich eingeschissen und eingepullert, konnten nicht schlafen und reden durften sie auch nicht. Sie hatten Ängste aller Art, die sie z.T. heute noch als Flashbacks erleben und konnten sie eigentlich gar nicht aushalten.
Bsp. 2: Der Massenunfall. Ich sitze in meinem zerquetschten Auto, bin einer von 40. Meine Beine und meine Arme sind gebrochen, es tut wahnsinnig weh und blutet. Der Feuerwehrmann sagt mir durchs Fenster, tut mir leid, es dauert noch ca. 30 Minuten, bis die mit dem verdammten Schneidbrenner hier sind. Noch mal gefühlte 20 Minuten Schmerz, den man eigentlich nicht aushalten kann. Eine Ohnmacht tritt aber auch nicht ein.
Bsp.3: Afghanistan. Am Anfang war es gar nicht so schlecht. Mehr Sold, höhere Kameradschaft, viel Neues, die herrliche Landschaft, die Afghanen sind auch sehr interessante Leute. Dann kam das unvermeidliche. Ein Arm, Bein oder Kopf von einem Kameraden kam nach einer Explosion mit viel Blut an einem vorbei geflogen. Von diesem Augenblick an war alles anders, überall, Tag und Nacht sucht das Auge nach Dingen, wo eine Bombe oder eine Mine versteckt sein könnte. Pausenlose Angst, Angst die man in dieser Intensität eigentlich nicht aushalten kann. Über 60 % der deutschen Soldaten kamen traumatisiert aus Afghanistan zurück. Und obwohl die Bundeswehr massiv mit Therapiemöglichkeiten aufgerüstet hat, gibt es noch so viele Unbehandelte.
Bsp. 4: Der jahrelange sexuelle Missbrauch.
Bsp. 5: Die dauerhafte körperliche Gewalt eines betrunkenen Vaters.
Bsp. 6: Das gekonnte und professionelle Mobbing in guten und großen Firmen.
Was auch immer.
Es gibt Mini-Traumata – die erlebt jeder.
Es gibt große Traumata – da bleibt oft was hängen.
Und es gibt pathologische Traumata – da wird eine Vermeidungsstrategie für intensive Gefühle aller Art draus. Zunächst werden alle nicht ertragbaren Gefühle schockgefrostet und eingefroren. Wann immer sie wieder kommen, werden sie unterdrückt, verdrängt, prophylaktisch vermieden. Das Unterbewusstsein reagiert zusätzlich mit Flashbacks und Träumen. Das sind dann Warnhinweise zur weiteren und ewigen prophylaktischen Vermeidung, von allem was irgendwie mit der auslösenden Situation zu tun hat oder zu tun haben.
Traumatherapie gibt es erst seit Vietnam, Irak und Afghanistan. Es gibt verschiedene Verfahren, man muss das Beste für den Patienten rausfinden und mit ihm an einem Strang ziehen. Das braucht eine vertiefte Vertrauensbeziehung.